Was ist Minergie?
Minergie ist der Schweizer Gebäudestandard für Neubauten sowie Modernisierungen und verfolgt die Ziele Komfort, Energieeffizienz und Werterhalt. Minergie bietet für jedes Bauvorhaben über die Inbetriebsetzung hinaus das passende Produkt.
Produktpalette von Minergie, Quelle: Minergie Schweiz
Die Energiebilanz von Minergie-zertifizierten Neubauten ist um durchschnittlich 20-25% tiefer als bei Neubauten, die den gesetzlichen Vorschriften entsprechen. Minergie-P-zertifizierte Gebäude verfügen über eine thermische Gebäudehülle, die die höchsten Ansprüche an die Energieeffizienz und die Luftdichtheit erfüllt. Minergie-A Gebäude produzieren mit der gebäudeeigenen PV-Anlage mindestens so viel Energie wie für den Gebäudebetrieb benötigt wird.
Wie ist Minergie entstanden und wie hat es sich seither weiterentwickelt?
Das erste Gebäude wurde 1998 nach Minergie zertifiziert. In der Schweiz sind die Kantone für die Gebäudevorschriften zuständig, sie erkannten den Mehrwert und die Chancen solcher Gebäudestandards schnell. Auch heute werden Minergie-Bauvorhaben von den Kantonen teilweise finanziell unterstützt und geniessen gegenüber nicht zertifizierten Bauvorhaben einen vereinfachten Baubewilligungsprozess. Diese Vorzüge und die Fokussierung auf Komfort, Energieeffizienz und Werterhalt verhalfen Minergie zum Erfolg. Minergie versteht es auch, die Standards an die aktuellen und künftigen Herausforderungen anzupassen. So sind seit 2017 fossile Energieträger bei Minergie-Neubauvorhaben ausser zur Spitzenbedeckung nicht mehr erlaubt. Auch die Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz, die auch während heissen Sommertagen ein angenehmes Raumklima gewährleisten sollen, wurden entsprechend den klimatischen Entwicklungen angepasst. Denn was wir heute bauen, soll auch in 40 oder 50 Jahren noch eine komfortable Nutzung ermöglichen.
Welche Knackpunkte gibt es?
Minergie verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Die Minergie-Anforderungen können nur erreicht werden, wenn die Eigenschaften der thermischen Gebäudehülle, der Wärmeerzeugung, des kontrollierten Luftwechsels und der Stromproduktion aufeinander abgestimmt sind. Dies bedingt, eine interdisziplinäre Planung und Ausführung. Fachplaner/innen müssen zusammenarbeiten, um die beste Lösung für das jeweilige Bauvorhaben zu finden.
Wie und wann finden Qualitätskontrollen statt?
Bei 20% aller zertifizierten Bauvorhaben wird die Qualität der Minergie-relevanten Bauteile vor Ort überprüft. Dabei werden erfreulicherweise nur wenige Verstösse gegen die Minergie-Anforderungen festgestellt. Bei den Begehungen vor Ort steht auch der Austausch mit den Nutzenden und den Betreibenden der Gebäude im Zentrum. Ergänzt werden die Qualitätskontrollen durch die Produkte MQS Bau, MQS Betrieb und Performance. MQS steht dabei für Minergie-Qualitätssystem. Bei MQS Bau werden die Projektbeteiligten bei der Überprüfung der Qualität der Minergie-relevanten Bauteile unterstützt. Bei MQS Betrieb steht die Information und Beratung der Bewohnenden von Minergie-Wohngebäuden im Fokus. Beide Produkte haben zum Ziel, die Qualität bei Minergie-Bauten weiter zu stärken.
Gibt es Fördergelder für den Bau/die Sanierung im Minergie-Standard?
Minergie-Bauvorhaben werden von diversen Kantonen finanziell unterstützt. Zudem bieten verschiedene Finanzinstitute teilweise attraktive Angebote auf Hypotheken von Minergie-zertifizierten Gebäuden. Eine gute Übersicht zu den Fördermitteln zeigt die Homepage http://www.energiefranken.ch
Haben Sie ein Beispiel eines besonders gut gelungenen Minergie-Gebäudes?
Die Minergie-Standards verfolgen klare Ziele. Wie bereits erwähnt, überzeugen Minergie-Bauten durch den Wohnkomfort, die Energieeffizienz und den Werterhalt. Der Weg dahin, also die Frage, wie diese Ziele erreicht werden, überlässt Minergie zu einem Grossteil den Projektbeteiligten. Aus diesem Grund sit jedes Minergie-Gebäude einzigartig.
Auf der Minergie-Website (http://www.minergie.ch -> Gebäude -> Praxisbeispiel) sind gelungene Praxisbeispile aufgelistet.
Wer muss alles mitwirken, damit ein Minergie-Projekt funktioniert?
Ein gut funktionierendes und eng zusammenarbeitendes Projektteam ist unerlässlich bei der Planung und Ausführung von Minergie-Bauvorhaben. Der Bauphysiker, die Heizungs- und Lüftungsplanerin, und der Architekt müssen bei der Planung und der Ausführung zusammenarbeiten. Ebenso zentral sind die Inbetriebsetzung und der anschliessende Betrieb samt Wartung und Unterhalt durch beispielsweise den Hausdienst. Oftmals ist der Hausdienst die zentrale Anlaufstelle für die Bewohner/innen von Minergie-Gebäuden.
Worauf muss man beim Betrieb eines Minergie-Baus achten?
Die konforme und vor allem bedarfsgerechte Einstellung der haustechnischen Anlagen ist sehr entscheidend. So sollen die Lüftungsanlagen so eingestellt sein, dass für die Gewährleistung der Raumluftqualität nur so viel Luft wie nötig umgewälzt wird. Das Gleiche gilt für die Wärmeerzeugung und -verteilung. Es soll nur so viel Wärme produziert und verteilt werden, wie für ein behagliches Raumklima benötigt wird. Das Augenmerk soll aber nicht nur auf der Raumluftqualität und dem winterlichen Wärmeschutz liegen. Der sommerliche Wärmeschutz gewinnt zunehmend an Bedeutung. Damit im Sommer die Räume nicht überhitzen, müssen die Fenster von den Gebäudenutzenden mit einem Sonnenschutzsystem verschattet werden. Hier erweisen sich insbesondere Rafflamellenstoren als sehr zuverlässiges Sonnenschutzsystem.
Autorin
Carla Netsch
Head of Marketing & Communication